Die Stadt Herzogenrath ist in der Ukraine-Hilfe gut organisiert
4.5.2022: Millionen Menschen aus der Ukraine sind auf der Flucht, darunter vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche. Für ihre Unterbringung und Versorgung sind in Deutschland die Bundesländer und Kommunen zuständig. Diese besondere Situation stellt eine Stadt vor große Herausforderungen. Die zuständigen Mitarbeiter/innen der Stadt Herzogenrath haben sich diesen innerhalb kürzester Zeit gestellt und einen gut organisierten Handlungsplan erarbeitet.
Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Unter dieser Prämisse rief der Herzogenrather Bürgermeister Dr. Benjamin Fadavian kurz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges – Ende Februar – einen Krisenstab ein, um schnellstmöglich mit den beteiligten Fachämtern alle erforderlichen Maßnahmen für die Unterbringung und Versorgung der Kriegsvertriebenen einzuleiten. Federführend ist hier die präzise Arbeit des Teams des Sozialamtes, unter Leitung von Bernd Sauren, hervorzuheben.
In den seither wöchentlich stattfindenden Zusammenkünften werden die wichtigsten Informationen und Sachstände ausgetauscht, um so Hand in Hand ein kompetentes Krisenmanagement betreiben zu können. „Die Welle der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und den Vertriebenen zeigt uns jeden Tag aufs Neue, wie wir in kürzester Zeit Großartiges initiieren können, um schnelle und effiziente Hilfe zu leisten. Dafür gilt meinem Verwaltungsteam und allen auch außerhalb meines Hauses Engagierten mein herzlichster Dank!“, so Dr. Fadavian.
Da der Zustrom der Vertriebenen nicht genau prognostiziert werden konnte und kann, wurden in Herzogenrath kurzfristig zwei Turnhallen für die Aufnahme von rund 100 Personen hergerichtet. Vorrangig wurde jedoch die Unterbringung in privatem Wohnraum durchgeführt, sodass die Turnhallen, die bereits Anfang März bereitgestellt und hergerichtet wurden, bisher noch nicht in bedeutendem Maße in Anspruch genommen werden mussten.
„Uns ist wichtig, gut vorbereitet und organisiert zu sein“, sagt Bürgermeister Dr. Fadavian. „Uns ist lieber, eine Turnhalle zu viel hergerichtet zu haben als nachher eine zu wenig.“
Derzeit halten sich in Herzogenrath über 320 Vertriebene auf. Viele Menschen wurden in privatem Wohnraum bei Gastfamilien aufgenommen. Ein großartiger Akt der Solidarität der Bürgerschaft mit den vertriebenen Menschen. Für die weiteren Menschen konnte durch die Verwaltung Wohnraum gefunden, angemietet und hergerichtet werden.
Aufgrund der aktuell nachlassenden Zuweisungen (bisher wurden 110 Menschen im geregelten Verfahren zugewiesen), mussten bisher keine Unterbringungen in den beiden Notunterkünften erfolgen. Auch ist der Umbau eines zentralen leerstehenden Objektes in der City in Planung, der voraussichtlich bis Ende Juni erfolgen soll. Gemeinsam haben Sozialamt, Baudezernat und Feuerwehr eine praktikable Lösung erarbeitet, bei der längerfristig Platz für ca. 38 Personen geschaffen werden kann.
Einhergehend mit der notwendigen schnellen Bereitstellung von Unterkünften wurden auch wichtige persönliche Hilfestellungen für die Ankömmlinge arrangiert. So finden regelmäßige Netzwerktreffen der Flüchtlingshilfe statt und das Jugendamt vermittelt mit bedarfsorientierten Fragebögen in der Landessprache eine passgenaue Kindertagesbetreuung. Hierfür steht auch eine ukrainische Dolmetscherin als Alltagshelferin zur Verfügung.
„Wenn wir weiterhin nur eine moderate Zuwanderung haben sollten, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir für die kommenden Wochen und Monate mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger ausreichende Kapazitäten für die Unterbringung der Vertriebenen vorhalten können. Dank der guten Arbeit des Verwaltungsteams und der haupt- und ehrenamtlichen Netzwerke sind wir in Herzogenrath gut aufgestellt“, so Sauren.
Auf der Startseite der städtischen Homepage (www.herzogenrath.de) ist an erster Stelle eine Nachricht mit essentiellen Informationen für Helfende installiert, die regelmäßig aktualisiert wird. Auch wurde eine Hotline (Tel.: 02406/83-588) und eine zentrale Mailadresse (Mail: helfen@herzogenrath.de) für Helferinnen und Helfer eingerichtet.
Das Depot in der Talstraße ist nun zentraler Anlaufpunkt für Geflüchtete aus der Ukraine
- Der zentrale Treffpunkt für alle die Hilfe brauchen oder anbieten möchten.
- Ehrenamtliche und offizielle Angebote der Stadt sind untergebracht.
- Das Depot soll aber auch ein Treffpunkt für die Geflüchteten sein, ein Wohnzimmer, um sich zu treffen und auszutauschen – täglich von 10 bis 22 Uhr.
23.3.2022: Einladende Tische, eine heller, großer Raum, genannt „Piazza“, Sitzgelegenheiten, Spielecken, Grünpflanzen, ein Spielplatz und ein Fußballfeld vor der Tür: „Wir haben hier eine Willkommensatmosphäre für die Geflüchteten aus der Ukraine geschaffen“, betont Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, die heute (Mittwoch, 23. März) im Depot an der Aachener Talstraße das „Engagement Center“ der Stadt Aachen eröffnet hat. „Dies ist der zentrale Treffpunkt für alle Menschen, die Hilfe suchen oder anbieten“, beschreibt sie das Hauptziel des Anlaufpunkts. Hier können Geflüchtete sich beraten lassen, wo sie Geld bekommen, eine Wohnung, Kleidung, Krankenversorgung, Schulplätze, Kinderbetreuung. Neben einem Dach über dem Kopf und einem Bett sei dies „mit das Wichtigste“, so die Oberbürgermeisterin. Auch psychosoziale Unterstützung wird angeboten.
Infopoint und Wohnzimmer
Dazu hat das Kommunale Integrationsmanagement dort einen zusätzlichen Infopoint für die Menschen geschaffen, aber auch für Ehrenamtler*innen, die helfen möchten. Und Dana Duikers, Leiterin des Fachbereichs Bürger*innendialog und Verwaltungsleitung ergänzt: „Dies soll aber auch ein Wohnzimmer für die Ukrainer*innen sein, ein Ort, wo sie sich einfach mal treffen können, sich untereinander austauschen.“ Geöffnet ist das Haus an der Talstraße 2 grundsätzlich von 10 bis 22 Uhr. Das städtische Beratungsangebot gilt von montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr. Das Depot habe man gewählt, weil der Ort genug Platz biete und das Haus auch eine Nebenstelle der Stadtbibliothek beherbergt oder den Kinderschutzbund: „Wir nutzen einfach das Potential, das dieses Haus bereits hat“, so Keupen.
Ehrenamtliche Helfer*innen bieten dort auch eine private Wohnungsvermittlung an. Hier ist Malte Berrenberg aktiv geworden und ist froh, nun auch einen zentralen Anlaufpunkt im Depot anbieten zu können. Er hat kurz nach Ausbruch des Kriegs bereits Kontakt mit dem Blau-Gelben Kreuz in Köln aufgenommen und ist nun zwar nicht Mitglied, aber trotzdem der Kontakt der Hilfsorganisation für Aachen: „Wir sehen uns vor allem als Angebot für die Menschen, die in die Erstaufnahme kommen, weil die die meiste Hilfe benötigen.“ Auf der Webseite der Vermittlung wird gerade ein Kontaktformular vorbereitet. Hier können sich potentielle Gastfamilien melden. Anbieter und Geflüchtete werden dann zusammengebracht: „Aber wir bitten um Verständnis, dass wir nur Angebote berücksichtigen, die eine Unterkunft für mindestens drei Monate anbieten“, so Berrenberg.
Geduld und Verständnis, wenn Angebote nicht sofort benötigt werden
Überhaupt bitten alle in die Hilfe Involvierten um Geduld und Verständnis. Petra Mahr vom Fachbereich Bürger*innendialog und Verwaltungsleitung: „Die Hilfsbereitschaft ist riesig und wir freuen uns über die Angebote. Aber manchmal dauert es auch mal zwei, drei Wochen, bevor wir ein Angebot konkret benötigen. Dann kommen wir gerne darauf zurück.“
Im Aufbau ist ebenfalls die Ausgabe von Kleidung oder Hygieneartikeln – ebenfalls ehrenamtlich organisiert. Julia Shporina, selbst Ukrainerin, die in den 1990er Jahre nach Aachen kam, will das im Depot koordinieren: „Die Menschen haben oft nur das, was sie am Leib haben. Jeder Platz in den Bussen und Zügen wurde genutzt, um Menschenleben zu retten.“ Deshalb würden nun auch hier Kleidung und Hygieneartikel benötigt. Aber auch Spenden für die Ukraine würden weiter benötigt, etwa Medikamente, die dort nicht mehr zu bekommen sind. Shporina bitte darum, wirklich nur Kleidung, Schuhe oder Bettwäsche in gutem Zustand zu bringen – und derzeit vielleicht nicht unbedingt den dicken Wintermantel: „Fragen Sie sich einfach, würde ich das selbst noch anziehen wollen? Das ist auch eine Frage des Respekts.“ Shporina ist begeistert über die Hilfsbereitschaft – sowohl der Stadt, als auch der Ehrenamtlichen in Aachen: „Aachen tut wirklich sehr viel. Aus anderen Städten höre ich, dass es dort nicht so gute Angebote gibt.“ Sämtliche verfügbaren Informationen zu Angeboten in Aachen sind auf der Webseite www.aachen.de/aachenhilft zu finden. Neue Angebote können erst einmal zentral an helfen@mail.aachen.de geschickt werden. Die Seite wird laufend aktualisiert und erweitert. Petra Mahr rät allen Ehrenamtler*innen aber dringend, darauf zu achten, was sie leisten können und wie viel: „Wir müssen verhindern, dass denen, die helfen, ganz schnell die Puste ausgeht.“
Eine weitere Sporthalle wird vorbereitet
Die Puste geht derzeit der Stadt Aachen noch nicht aus, aber: „Die Lage ist absolut dynamisch, ändert sich ständig. Es kommen weiterhin vor allem Frauen mit Kindern und Rentner*innen“, beschreibt Rolf Frankenberger, Leiter des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration. Stand gestern Abend (22. März) seien 850 Menschen aus der Ukraine in den Erstaufnahmeeinrichtungen registriert. Fünf Turnhallen seien komplett belegt, eine weitere wird gerade vorbereitet. 1.800 hätten den Bezug von Sozialleistungen beantragt. Mindestens 1.000 Geflüchtete sind insofern privat untergekommen. „Unser Kommunales Integrationsmanagement hat bereits rund 1.000 Beratungen absolviert“, so Frankenberger.
Was die Schulen angeht, so kann Sevim Dogan vom Kommunalen Integrationszentrum sagen, dass „bereits mehrere hundert Kinder und Jugendliche an den Schulen angemeldet sind“. Wichtig sei aber, dass das Kindeswohl derzeit vor Schulpflicht gehe. Heißt: Erst wenn die Kinder, die oft Traumatisches erlebt haben, bereit sind für den Schulbesuch, müssen sie gehen. Die Bereitschaft der Schulen, zusätzliche Plätze zu schaffen, sei sehr groß. Auch die Bereitschaft der Kita-Träger oder von sozialen Institutionen Mutter-Kind-Angebote für die Kleinsten anzubieten.
„Engagement Center“ im Depot, Talstraße 2 und weitere Informationen
- Täglich Geöffnet von 10 bis 22 Uhr
- Beratung durch das Kommunale Integrationsmanagement: montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr.
- Kleiderausgabe und Ausgabe von Hygieneartikeln: dienstags bis donnerstags, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Samstag und Sonntag werden Spenden entgegengenommen.
- Aktuelle Infos auf www.aachen.de/aachenhilft.
- Wer Initiativen melden möchte unter helfen@mail.aachen.de.
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