Stadt Aachen leitet Energiesparmaßnahmen ein

Stadt Aachen leitet eine zweite Stufe an Energiesparmaßnahmen ein

  • Ziel ist, 20% des Energieverbrauchs einzusparen.
  • Stadt Aachen will Vorbild sein und motivieren.
  • Für Kinder besonders relevante Bereiche bleiben geschützt.

26.8.2022: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am 23.06.2022 als Folge geringer werdender Gaslieferungen aus Russland die Alarmstufe des Notfallplans ausgerufen. Seitdem sind die Lieferungen weiter zurückgegangen. Um einem Gasnotstand im kommenden Winter entgegenzuwirken, wird die Einsparung von Energie in den nächsten Wochen und Monaten auch in Aachen eine hohe Priorität haben. OberbürgermeisterinSibylle Keupen erklärte in einer Pressekonferenz am 25. August: „Energie zu sparen ist das Gebot der Stunde. Wir alle haben den Hebel in der Hand, die Energieversorgung für den kommenden Winter zu sichern. Wir alle können etwas tun. Die Stadt Aachen geht als Vorbild voran und zeigt, was geht.“

Nach der ersten Stufe der Einsparung, die die Stadt Aachen bereits mit dem 25. Juli eingeleitet hat, folgt nun mit Start zum 1. September eine zweite Stufe mit weitergehenden Maßnahmen. Terminlich und weitgehend auch inhaltlich liegt die Stadt Aachen damit auf einer Linie mit der am 24. August beschlossenen „Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung des Bundes über kurzfristig wirksame Maßnahmen“.

Welche Maßnahmen geplant sind

Die Heizperiode für städtische Gebäude wird mit dem Ende der Herbstferien am 17. Oktober starten und bis zum Beginn der Osterferien andauern. Bislang begann die Heizperiode bereits am 1. Oktober. Die Temperaturen in geheizten Räumen, also Büros, Kantinen, Umkleiden, Museen, Besprechungsräumen und vergleichbaren Nutzungen werden entsprechend der Verordnung der Bundesregierung von 21 Grad auf 19 Grad Celsius reduziert. Für Flure und Durchgangsräume gelten dann 10 Grad als Standard. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind Verwaltungsgebäude, wo möglich, geschlossen und kann die Temperatur in der Zeit auf 10 bis 12 Grad reduziert werden. Die Abschaltung der Klein-Blockheizkraftwerke in städtischen Gebäuden trägt ebenfalls wirksam dazu bei, Gas zu sparen.

In den Schwimmhallen Süd und Ulla-Klinger-Halle sinkt die Temperatur – wie schon seit Ende Juli in den Hallen Ost und Brand umgesetzt – auf 26 Grad. Das Wasser im Freibad Hangeweiher wird ab dem 1. September nicht mehr beheizt werden. Klimadezernent Heiko Thomas weist darauf hin, dass Temperatursenkungen ein wirksamer Hebel zur Energieeinsparung sind: „Jedes Grad Celsius Raumtemperatur weniger spart 10 Prozent Energie.“

Ausnahmen der Regelungen gibt es für Kinder. So bleiben Schulen und KiTas auf dem bisherigen Niveau beheizt. Auch in den Lehrschwimmbecken werden die Temperaturen nur geringfügig von 32 Grad auf 30 Grad gesenkt. Ausnahme sind darüber hinaus Therapiebecken und solche mit einem Schwerpunkt für behinderte Menschen.

Bereits seit dem 25. Juli sind die Laufzeiten der angestrahlten Denkmäler und öffentlichen Brunnen sowie die Temperaturen in den Hallen Ost und Brand reduziert. Mit der Verordnung des Bundes werden ab dem 1. September historische Gebäude außer zu besonderen Anlässen grundsätzlich nicht mehr beleuchtet. Werbeanlagen dürfen im Zeitraum zwischen 22 und 16 Uhr nicht mehr beleuchtet werden. Ausnahmen gelten, wenn die Beleuchtung zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit erforderlich ist.

Gespräche zu Energiesparmaßnahmen sind unter anderem auch mit der Aachener Wirtschaft und den Hochschulen geplant. Die Stadt Aachen verweist zudem auf die Informationsangebote des Vereins AltbauPlus und des Energieversorgers STAWAG.

Klimadezernent Heiko Thomas machte zum Abschluss der Pressekonferenz noch einmal deutlich, dass das Ziel von 20 Prozent Energieeinsparung eine Herausforderung darstelle, die nur gemeinschaftlich zu schaffen sei. „Wir können nicht ausschließen, dass wir in eine Situation kommen, in der wir keine Spielräume mehr haben werden. Wir haben jetzt die große Chance, das Schlimmste zu verhindern. Das wird eine Teamaufgabe werden.“


Stadt Aachen setzt Zeichen mit ersten Energiesparmaßnahmen

  • 54% der städtischen Energieversorgung beruht auf gasunabhängiger Fernwärme.
  • Erste Sparmaßnahmen erfolgen bei Brunnen, Denkmälern und zwei Schwimmhallen.
  • Sanierungsmaßnahmen der Stadt Aachen senken seit Jahren den Energieverbrauch.

18.7.2022: Die Stadt Aachen zieht erste Konsequenzen, um Energie einzusparen und sich auf einen möglichen Engpass vorzubereiten. Nachdem die Bundesregierung Ende Juni die Gasmangellage ausgerufen und der Deutsche Städtetag einen Katalog potenzieller Maßnahmen an die Kommunen geschickt hat, ist in Aachen einiges passiert. Gemeinsam mit den Energieversorgern STAWAG und Regionetz hat die Stadt Aachen die vorgeschlagenen Maßnahmen geprüft und einen ersten Plan entwickelt, der an ihre Verhältnisse angepasst ist. Weitere Entscheidungen werden Ende des Monats fallen, wenn klar ist, wie sich die Gasversorgung in Deutschland insgesamt entwickeln wird. Das ist unter anderem Aufgabe des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) Ukraine, der seit Kriegsbeginn regelmäßig tagt.

Die gute Nachricht ist: „Nur“ 43% der städtischen Energie wird aus Gasversorgung gedeckt. Der überwiegende Anteil, nämlich 54% des Gesamtbedarfs, läuft über Fernwärme, die aus dem Kraftwerk Weisweiler bzw. der benachbarten Müllverbrennungsanlage erzeugt werden. Nahezu die gesamte Innenstadt ist mit Fernwärme versorgt, in Summe sind es knapp städtische 700 Objekte. Gasbedarf haben rund 200 städtische Gebäude. Dabei ist auch der Strombedarf relevant, denn Strom wird teilweise aus Gas erzeugt.


Stadt setzt Zeichen

Vor allem, um ein Zeichen zu setzen, wird die Stadt Aachen in einem ersten Schritt nachts Licht und Pumpen aller Brunnen abschalten und auch die Anstrahlung der historischen Lichtobjekte auf noch weniger Stunden reduzieren. Die 50 Gebäude des sogenannten Lichtprojekts, darunter Rathaus, Theater oder auch einzelne Denkmäler, verbrauchen jährlich so viel Strom wie zehn 3- bis 4-köpfige Familien. Das ist angesichts der Menge der Objekte wenig und beruht darauf, dass die Objekte sehr gezielt und hocheffizient mit LED-Leuchten angestrahlt werden. Ein Zeichen setzen wird es trotzdem, denn diese Orte erfreuen sich in der Stadt hoher Aufmerksamkeit.

Ebenfalls heruntergeregelt wird wie in vielen anderen Städten die Wassertemperatur in den zwei Schwimmbädern, die nicht am Fernwärmenetz hängen. Eine Absenkung um zwei Grad spart etwas 47 MWh pro Monat. Die Lehrschwimmbecken in den betroffenen Bädern Schwimmhalle Ost und Schwimmhalle Brand werden ihre Temperatur von 32 Grad allerdings beibehalten, so dass der Schwimmunterricht für Kinder weiter zu besten Bedingungen gewährleistet bleibt.

Prinzipiell ist der Einfluss der Stadt Aachen auf den Heizenergieverbrauch der gesamten Stadt eher gering. Im letzten „normalen“, also nicht coronabeeinflussten Jahr 2019 belief sich der gesamte Bedarf der Verwaltung an Gas auf 29.000 Megawattstunden (MWh). Zum Vergleich: Gewerbe, Handel und Dienstleistungen benötigten rund 1.2 Millionen MWh, Industrie 600.000 MWh und Aachener Haushalte 750.000 MWh pro Jahr. Die Stadt Aachen geht daher als Vorbild voran und macht auf die Krisenlage aufmerksam. Gefragt sind aber letztlich alle Menschen der Stadt, wenn es darum gehen wird, die benötigte Gasmenge insgesamt zu reduzieren. Einen Überblick über Energiesparmaßnahmen, die man im Haushalt leicht umsetzen kann, finden Interessierte auf der Kampagnenseite der Bundesregierung unter www.energiewechsel.de.

Der Aachener Standard reduziert seit 2005 den Energiebedarf der Stadt Auch wenn der Einfluss nicht allzu groß ist, ist er dennoch relevant. Dieser Verantwortung ist sich die Stadt Aachen deutlich bewusst und arbeitet schon seit vielen Jahren daran, die Verbräuche zu reduzieren. So waren es 2005 noch 90.000 MWh Gas, die verbraucht wurden, seitdem konnten 22.000 MWh eingespart werden. Basis dafür ist der „Aachener Standard“, der 2010 eingeführt wurde. Er begrenzt den Heizwärmebedarf in neuen Verwaltungsbauten wie KiTas auf 20 kWh/qm. Damit bleibt er nur wenig über dem Passivhausstandard von 15 kWh/qm und gleichzeitig weit unter den gesetzlichen Anforderungen. Tatsächlich erreicht die Stadt inzwischen bei Neubauten eine Bilanz, die weit darüber liegt.

Seit Einführung des Aachener Standards laufen jährlich vor allem in Schulen und KiTas zu beträchtlichen Millionenbeträgen Sanierungsmaßnahmen, die bis zu 50% Energieersparnis verzeichnen können. Die KiTas Sandhäuschen und Benediktusstraße sind sogar Plusenergiehäuser. Sie produzieren mehr Strom als sie verbrauchen. Ihre Dächer sind zu 100% mit Photovoltaikanlagen belegt, der überzähligen Strom auf andere Verwaltungsgebäude zurückspielt und ihre Lüftungsanlagen arbeiten mit Wärmerückgewinnung. Beschlossen ist auch der Bau von insgesamt 156 Photovoltaikanlagen, die den Strombedarf der Stadt Aachen zu 50% decken sollen.

Bilanziert heißt das: Die zahlreichen energetischen Sanierungen der letzten Jahre kommen der Stadtverwaltung nun auch in der Gasmangellage zugute.


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Bild von seagul auf Pixabay


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